Laufen mit den Augen eines « Guides»

Juni 2021: einige Wochen vor der Öffnung der Anmeldungen hat Philippe Dutoit das Sekretariat des Murtenlaufes angerufen um sich zu erkundigen ob der Gedenklauf dieses Jahr stattfinden würde. Er möchte nämlich mit seiner sehbehinderten Laufpartnerin, Sandrine Chauvy, am 3. Oktober 2021 in Murten an den Start gehen.

Nach der Corrida Bulloise 2019 hat Sandrine Chauvy, eine sportliche Sehbehinderte, den Wunsch geäussert am Murtenlauf 2020 teilzunehmen. Ihre Erfahrung anlässlich der Corrida war übrigens das Thema eines Artikels in der Zeitung La Gruyère. Leider musste dann die Ausgabe 2020 abgesagt werden und so wurde dieses Projekt auf 2021 verschoben.

Sehbehinderte Sportlerin

Sandrine ist sehr sportlich. Seit über 20 Jahren praktiziert sie Radfahren (Tandem), sie schwimmt und seit 2017 hat sie sich auch dem Laufsport zugewendet. Sie hat uns anvertraut, dass sie sich eher zum Trail-Running in der Natur oder zum Triathlon hingezogen fühle. 2017 hat sie ihren ersten Triathlon bestritten. Dieser hat sich als sehr energieaufwendig herausgestellt. Sie musste sehr aufmerksam auf die Anweisungen ihres Guides hören, was ihr Gehör während des Wettkampfs sehr stark beansprucht hat. Sie hat diese Disziplin jedoch während des Jahres noch einige Male wiederholt und hat seitdem nicht mehr aufgehört. «Nach meiner ersten Erfahrung in einem Strassenlauf, anlässlich der Corrida in Bulle mit meinem Guide Philippe im Jahr 2019, ist mir der Wunsch gekommen, den Murtenlauf zu erleben. Ich habe gehört, dass die Strecke mit ihren ständigen Rhythmuswechseln und den sich wiederholenden Aufstiegen keine leichte Sache ist.»

Philippe hat seinerseits vor langer Zeit als Einzelläufer mehrmals am Murtenlauf teilgenommen. Diesmal machte er sich aber auf eine ganze andere Erfahrung gefasst.

 Der Tag X

Diesmal stehen alle Ampeln auf grün. Die 87. Auflage des Murtenlaufes kann in ganz besonderer Art stattfinden. Sandrine und Philipe stehen in Murten auf der Startlinie. Wir haben sie kurz nach dem Lauf nach ihren Eindrücken gefragt. Sandrine machte sich Gedanken wegen den Rythmuswechseln der Strecke: « ich kann jetzt bestätigen, dass der Murtenlauf seinem Ruf gerecht wird. Andererseits habe ich die gute Stimmung geschätzt die am Start und dann auch im Läuferfeld herrschte. Ich habe während des ganzen Laufes sehr viele Aufmunterungen bekommen, das hat mich sehr berührt und motiviert. Normalerweise habe ich Angst vor grossen Menschenmengen. Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich von vielen Leuten umgeben bin. Dank dem System mit den aufeinanderfolgenden Startblöcken (500 LäuferInnen alle 15 Minuten), ist bei mir dieses Gefühl von Bedrängnis nicht aufgekommen».

Philippe seinerseits hat als Guide den Boden viel mehr beobachten müssen um Sandrine auf eventuelle Hindernisse aufmerksam zu machen. Er sagt: « Wir haben eine schöne Erfahrung mit viel Vertrauen und gegenseitigem Einverständnis erleben dürfen. Sandrine hat alle Anfeuerungen die ihr auf der Strecke zu Teil wurden verdient.

2022

Werden wir sie im Jahr 2022 wieder am Start antreffen? Sandrine möchte gerne wieder teilnehmen, aber eher in Courtepin starten. Unterdessen läuft Sandrine mit Philippe weiter, aus Freude am Sport treiben, aber auch um die schöne Freundschaft die dadurch entstanden ist zu festigen.

Wir wünschen ihnen ein schönes Jahr 2022 und viel Erfolg für ihre sportlichen Herausforderungen.

NG